Rainbow Six: Siege X: Angespielt: Das nennt man eine umfangreiche Frischzellenkur (2025)

Ein kurzer Rückblick: Im Dezember 2015 ging Rainbow Six: Siege an den Start, konnte aufgrund knappen Umfangs und technischer Probleme aber nicht überzeugen. Ubisoft hielt dennoch am Spiel fest, entwickelte es kontinuierlich weiter und machte Siege zu einem absoluten Dauerbrenner, auch im Esport. Am 10. Juni startet der Taktik-Shooter ins zehnte Jahr, und das mit dem bisher umfangreichsten Update seiner Geschichte.

Viele hatten sicherlich mit einem “echten” Nachfolger gerechnet, der sich erkennbar vom Vorgänger absetzt. Aber genau das will Ubisoft eben nicht. Statt einen Schnitt zu machen, soll der bisherige Weg fortgesetzt werden. Einiges spricht für diese Entscheidung: Das technische Fundament des Spiels ist stabil, die taktische Bandbreite dank clever gestalteter Maps und zahlreicher Operator enorm und die Community so groß wie treu. Dennoch hat der Shooter in spielerischer wie audiovisueller Hinsicht einige graue Haare bekommen. Eine Dekade geht an niemandem spurlos vorüber. Nun erfolgt endlich die umfangreiche Tönung.

Schöner, schärfer, schneller

Auf der grafischen Seite fallen gleich die höher aufgelösten Texturen ins Auge, die außerdem deutlich mehr Details zeigen – auf dem PC wahlweise sogar in 4K. So haben etwa Backsteinmauern nicht mehr den Charakter einer günstigen Tapete, sondern weisen eine erkennbare Struktur und glaubwürdige Färbung auf. Reflexionen in Fenstern oder Pfützen verfügen dank einer differenzierteren Beleuchtung über mehr Schärfe und Kontrast.

Auch die Operator und ihre Ausrüstungsteile sehen feiner aus. Um das zu unterstreichen, dürft ihr neuerdings rund 100 Waffen von allen Seiten begutachten, wenn ihr sie in den Händen haltet. Darüber hinaus werfen die Operator nun Schatten in Echtzeit. Das hat spielerische Auswirkungen: Unaufmerksame Leute verraten auf diese Weise ihre Position, weil ihr Schatten bereits sichtbar ist, bevor sie um eine Ecke biegen.

Gegner lassen sich aber nicht nur besser sehen, sondern auch früher hören. Sämtliche Oberflächen beeinflussen künftig die Übertragung des Schalls. Wände, Böden und Decken sind, abhängig von ihrer Dicke, mehr oder weniger durchlässig für Geräusche. So könnt ihr auf Schritte, Gewehrfeuer oder Explosionen in der nahen Umgebung besser reagieren. Beispielsweise feuert ihr eine Schrotflinten-Salve durch die Holzverkleidung, weil es dahinter verdächtig raschelt oder platziert Sprengstoff an der Deckenluke, um den oben lauernden Operator mit einem satten Knall zu erledigen.

Bei den Menüs legte Ubisoft ebenfalls Hand an. Die Struktur ist dank größerer Kacheln übersichtlicher und die Navigation läuft schneller ab, auch bei der Operator-Auswahl. Der Battle Pass verfügt über eine Zoom-Funktion für die Vorschau von Inhalten. Diese ist zunächst jedoch auf die PC-Version beschränkt. Für die nonverbale Kommunikation greift ihr künftig auf ein Auswahlrad mit verschiedenen Reaktionsmöglichkeiten zurück.

Siege-Veteranen freuen sich darüber, alle ihre Inhalte übernehmen zu dürfen, darunter natürlich Operator, Skins und Ränge. Zudem erhalten sie besondere Auszeichnungen für jedes Jahr, das sie mit dem Taktik-Shooter verbracht haben. Des Weiteren sind Ranked Cup und Siege Cup nicht mehr zeitlich begrenzt, sondern jederzeit zugänglich, sofern man Level 50 erreicht hat. Doch auch Neulinge und Rückkehrer heißt Rainbow Six: Siege X willkommen. Der Einstieg soll mit einem frischen Tutorial und klügeren KI-Gegnern leichter fallen. Auch das Freischalten neuer Operator will Ubisoft geradliniger und somit einfacher machen.

Anders abseilen

Zum Start am 10. Juni werden fünf klassische Maps spielbar sein: Bank, Border, Clubhouse, Chalet und Kafe. Weitere Karten kommen in künftigen Seasons hinzu. Überall finden sich zerstörbare Gegenstände. Feuerlöscher können mit wenigen Treffern zum Platzen gebracht werden, um die Sicht der Feinde zu stören.

Dagegen setzen explodierende Gasrohre die Umgebung in Brand – auf diese Weise könnt ihr Wände zerstören oder nahenden Feinden einen heißen Empfang bereiten. Aktive Metalldetektoren geben einen lauten Ton ab, wenn ein Operator hindurch läuft. Wer unbemerkt bleiben will, schaltet sie aus, wahlweise mit einer Granate. Alternativ nutzt ihr die Geräte als Köder, um Gegner auf eine falsche Fährte zu locken.

Neue Möglichkeiten bietet auch das Klettern. Während ihr am Seil hängt, könnt ihr rennen und euch geschmeidig um Ecken herum bewegen. Das mögen auf dem Papier kleine Anpassungen sein. In der Praxis gewährt euch die neu gewonnene Agilität allerdings zusätzliche taktische Optionen, darunter den flexibleren Einstieg in Gebäude und die schnelle Flucht vor feindlichem Beschuss.

Ein Hauch von Call of Duty?

Dual Front heißt der brandneue Spielmodus, der etwas anders abläuft als der bisherige Siege-Modus. Zwei Teams, bestehend aus sechs Spielern, kämpfen auf einer großen Karte um die Kontrolle mehrerer Sektoren. Jeder Spieler trägt ein Sabotage-Kit bei sich, mit dem ein Sektor gesichert werden kann. Einmal platziert, bleiben dem gegnerischen Team 120 Sekunden, um das Kit zu zerstören. Gelingt das nicht, ist das Gebiet verloren. Nach und nach werden die einzelnen Sektoren geöffnet. Am Ende ist die Basis eines Teams zugänglich – wird sie eingenommen, bedeutet das den Sieg.

Erstmals sind Angreifer und Verteidiger zusammen unterwegs. Ihr habt die freie Wahl, welchen Operator ihr einsetzen möchtet. Eine ausgewogene Mischung ist jedoch sinnvoll, schließlich müsst ihr dynamisch zwischen dem Angriff auf eine Zone und ihrer Verteidigung wechseln. Zusätzlich könnt ihr im Rundenverlauf einen optionalen Auftrag abschließen, zum Beispiel das Eskortieren einer Geisel zum rettenden Helikopter. Das erfolgreiche Team kann daraufhin den nächsten Sektor schneller einnehmen als gewöhnlich.

In der Beta spielte sich Dual Front rasanter, als man es aus dem klassischen 5v5 gewohnt ist. Allein die Tatsache, dass es unbegrenzte Respawns gibt und die Teams somit fast immer vollzählig sind, hält das Tempo hoch. Auf der Map kann es jederzeit zu Auseinandersetzungen kommen, mitunter auch auf eine größere Entfernung als gewohnt. Wie gehabt reichen wenige Treffer aus, um einen Operator zu Boden zu schicken. Dort kann er noch kurzzeitig von einem Kameraden wiederbelebt werden, bevor die Lichter ausgehen.

So richtig knallt es natürlich, wenn die beiden Teams im Zuge der Einnahme eines Sektors aufeinandertreffen. Ähnlich dem klassischen Siege werden auf der einen Seite Barrikaden errichtet, Fallen und Sprengstoffe ausgelegt, Scans durchgeführt und so weiter. Die andere Seite versucht dagegen, möglichst schnell und gezielt zuzuschlagen. Die Kombination aus größerem Spielgebiet und Zugriff auf sämtliche Operator sorgt für eine enorme Dynamik, die regelmäßig neue Situationen und Überraschungen heraufbeschwört, auf die man reagieren muss.

Typisch Siege steht und fällt der Erfolg mit dem Zusammenspiel: Wie gehabt braucht es permanente Absprachen, klare taktische Marschrouten und einen cleveren Einsatz der individuellen Operator-Fähigkeiten, um in Dual Front etwas zu reißen. Alleingänge enden fast immer im Bildschirmtod, ebenso planloses Ballern oder hektische Bewegungen, die laute Geräusche verursachen. Die überarbeitete Soundkulisse machte sich beim Anspiel absolut positiv bemerkbar: Nach einer kurzen Eingewöhnungszeit ließen sich die Schritte und Schüsse von Feinden sehr gut orten.

Dank der aufgewerteten Grafik sieht alles glaubwürdiger und natürlich hübscher aus. Das mag für Siege-Cracks vielleicht nicht die höchste Priorität haben, doch Einsteiger und Gelegenheitsspieler freuen sich über den optischen Sprung nach vorne, der vor allem auf großen Fernsehern sehr deutlich wird.

Grundsätzlich machen freie Charakterwahl, weitläufige Karte und unbegrenzte Respawns den neuen Modus vergleichsweise einsteigerfreundlich und ungezwungen. Aber die Lernkurve ist dennoch steil. Das Kennenlernen der Umgebung und Routen, das Herausfinden eines sinnvollen Movements und vor allem die geschickte Kooperation im Team brauchen eine gewisse Zeit, selbst bei Siege-Veteranen.Dementsprechend müssen blutige Anfänger eine Menge Lehrgeld zahlen, bis sie sich halbwegs zurechtgefunden haben.Alles geht etwas actionreicher zu als bisher, doch zu einem Call of Duty mutiert Rainbow Six: Siege X auch im neuen Modus auf gar keinen Fall. Der taktisch geprägte Spielablauf war, ist und bleibt das Aushängeschild. Wenn es nach Ubisoft geht, noch weitere zehn Jahre.

Fazit

Rainbow Six: Siege X: Angespielt: Das nennt man eine umfangreiche Frischzellenkur (5)von Sascha Göddenhoff

Trotz vieler Neuerungen behält Rainbow Six: Siege seinen Charakter bei

Rainbow Six: Siege X macht dank der audiovisuellen Verbesserungen einen großen Schritt nach vorne. Alles sieht schärfer, detaillierter, einfach besser aus als bisher. Parallel dazu kommen mit zerstörbaren Gegenständen, sichtbaren Schatten oder aufgebohrter Soundkulisse sinnvolle spielerische Neuerungen hinzu, die einen spürbaren Einfluss auf den Ablauf nehmen. Alles dient dazu, das Profil der Marke weiter zu schärfen: Wenn es um Taktik-Shooter geht, soll Rainbow Six: Siege X die erste Anlaufstelle bleiben. Es war darum genau richtig, dass sich Ubisoft gegen einen Nachfolger und stattdessen für ein umfangreiches Upgrade des bestehenden Spiels entschieden hat.

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Mit dem neuen Modus Dual Front geht man zweifellos auf Einsteiger und Gelegenheitsspieler zu. Die Respawns nehmen den Frust heraus, der im klassischen Siege-Modus aufkommen kann, weil fast jeder Fehler mit dem Zuschauen bis zum Rundenende bestraft wird. Die freie Wahl aus Angreifern und Verteidigern sowie die große Karte geben mehr Raum, die Operator und ihre Fähigkeiten einzusetzen. Trotz dieser Lockerungen steht auch bei Dual Front taktisch orientiertes Teamplay an erster Stelle – das kann ich nach einigen gespielten Runden mit Überzeugung sagen. Wie es um das Balancing und mögliche Bugs steht, lässt sich allerdings noch nicht genau absehen. Ohne diverse Patches und Anpassungen wird es aber sicher nicht gehen.

Läuft in dieser Hinsicht jedoch nichts fundamental schief, könnten die Spielerzahlen mit dem großen Update kräftig steigen. Neue Leute und Wiedereinsteiger zocken Dual Front und tasten sich darüber vielleicht an die altbekannte Variante rund ums Angreifen und Verteidigen heran. Dagegen bleiben Veteranen dem Spiel treu, weil sie sämtliche Inhalte wie Skins und Operator bedingungslos übernehmen dürfen. Und weil ihr lieb gewonnener Taktik-Shooter trotz vieler Veränderungen glücklicherweise nichts von seinem Charakter verloren hat.

Rainbow Six: Siege X: Angespielt: Das nennt man eine umfangreiche Frischzellenkur (2025)

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Author: Rob Wisoky

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